ETF

Drei Buchstaben verändern die Geldanlage

Von Jens Bartels · 2017

ETFs performen oft besser als aktive gemanagede Fonds.

Exchange Traded Funds sind in der Schweiz bei Grossanlegern schon lange beliebt. Nun entdecken auch immer mehr Privatkunden die ETFs. Mit ihnen lässt sich oft transparent und günstig investieren.

Die meisten Anleger möchten ihr Geld arbeiten lassen und sich nicht regelmässig um ihre Investments kümmern. Trotzdem soll natürlich die Rendite stimmen. In diesen Fällen entscheiden sich immer mehr Anleger zum Kauf von Exchange Traded Funds – oder kurz ETFs.
Die börsengehandelten Indexfonds eignen sich als langfristiges Investment für risikobereite Sparer und ersetzen zusehends aktiv gemanagte Anlagefonds im Portfolio von Schweizer Privatkunden.

Weltweiter Siegeszug

Die erfolgreiche Geschichte dieser Form der Geldanlage begann in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. In den Vereinigten Staaten von Amerika kam John Bogle, Gründer der Fondsgesellschaft Vanguard, als einer der Ersten auf die Idee, Anlegern einen Indexfonds zu verkaufen. Dieser Fonds bildete den wichtigsten amerikanischen Aktienindex S&P 500 ab.
Bogles Grundgedanke: Auch die besten Fondsmanager können nicht voraussagen, welche Aktien und Anleihen sich besser als der Markt entwickeln werden. Erst belächelt, trat die Nachfrage nach ETFs weltweit ihren Siegeszug an.
Mittlerweile wurde dieser Grundgedanke durch eine Vielzahl akademischer Studien bestätigt. Heutzutage liegt das weltweit in ETFs verwaltete Vermögen bereits bei über 3‘400 Milliarden US-Dollar, keine andere Anlageform hat in den vergangenen Jahren so schnell an Bedeutung gewonnen.
Viele Emittenten bieten börsennotierte ETFs an: Dazu zählen Banken wie die UBS,
die Deutsche Bank oder die französischen Grossbank Société Générale. Hinzu kommen spezialisierte Anbieter und weitere Fondsgesellschaften. Marktführer für ETFs ist mit grossem Abstand der weltgrösste Vermögensverwalter Blackrock.

Im Vergleich geringe Kosten

Ein grosser Vorteil insbesondere von passiv gehandelten ETFs liegt in den geringen Kosten.
Wer beispielsweise per ETF in einen Index wie den SMI oder Euro Stoxx 50 investiert,
zahlt meist Jahresgebühren von circa 0,1 Prozent. Vergleichen kann man die entstehenden Kosten von Fonds über die «Total Expense Ratio» (TER). Diese Kennziffer zeigt die jährlich anfallenden Gebühren im Verhältnis zum Gesamtvermögen an. Angaben zu solchen Kriterien finden sich im Factsheet oder in der Investoren-Dokumentation.
Ein weiterer Pluspunkt: Dank der ETFs kann ein Anleger einfach und diversifiziert in unterschiedliche Marktsegmente investieren. Beispielsweise lässt sich das Risiko breit streuen, indem das Geld in einen ETF auf den MSCI World investiert wird. Dieser Index misst die Entwicklung von über 1‘600 Unternehmen weltweit. Anleger profitieren bei einem Investment von einem Wachstum der Weltwirtschaft. Ohne ein ETF-Konstrukt wäre es Privatanlegern kaum möglich, in so viele unterschiedliche Unternehmen zu investieren.
Auch der MSCI Emerging Markets Index ist ein internationaler Aktienindex. Er bildet die Wertentwicklung von Unternehmen in 24 Schwellenländern ab. Mit mehr als 800 Unternehmen weltweit spiegelt der MSCI Emerging Markets Index ungefähr 85 Prozent der Marktkapitalisierung in den Schwellenländern wider. Entsprechend lässt sich auch bei dem Erwerb eines ETFs auf diesen Aktienindex die Geldanlage gut diversifizieren und dabei als Strategie ganz gezielt in globale Wachstumsregionen investieren. Experten empfehlen bei ETFs übrigens einen Anlagehorizont von mindestens zehn Jahren.

Kritik an ETFs nimmt zu

Mittlerweile gibt es auch immer mehr aktiv gemanagte ETFs, bei denen Anbieter nicht in einen gängigen Marktindex investieren. Diese Angebote sind oft teurer als die klassischen ETFs.
Hier gilt es, vor dem Kauf sehr genau Kosten und Nutzen abzuwägen. Insgesamt wachsen mit Blick auf die wachsende Ausbreitung von ETFs auch die kritischen Stimmen. Kritiker bemängeln unter anderem das zunehmende Herdenverhalten der Anleger. Dieses Verhalten könnte dazu führen,
dass sich Marktentwicklungen immer mehr selbst verstärken. Ausserdem geben sie zu bedenken, dass eine vernünftige Preisbildung am Markt möglicherweise irgendwann nicht mehr funktioniert, wenn immer weniger Teilnehmer eine eigene Meinung zu den Anlageobjekten haben.
Als weiteres Problem gilt die Tatsache, dass Indexfonds die Stimmrechte, die mit dem Kauf von Aktien verbunden sind, oft nicht selbst wahrnehmen. Auf diese Weise müssen sich Firmenvorstände immer weniger vor Kontrolle und Kritik fürchten. Ein Blick auf die Anteile an europäischen Konzernen zeigt, dass es sich hier keineswegs um theoretische Überlegungen handelt.